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weil das Leben nicht schwarz-weiß ist

Lieber Prof. Karl Lauterbach,


dieser Brief ist für alle, die wie ich aus dem Raster fallen. Wie hoffnungsvoll waren wir, als Sie Gesundheitsminister wurden. „Endlich einer, der uns ernst nimmt“, dachten wir – schließlich waren Sie der erste Politiker, der, nachdem wir mühsam über Socialmedia und andere Kanäle auf uns aufmerksam machen mussten, Notiz von uns nahm und sogar unsere Anliegen öffentlich thematisierte.

Leider werden wir nun ausgerechnet durch Ihre Politik übersehen.


Wir, das sind die COVID-19 Infizierten der ersten Wellen. Nachdem wir z.T. schwere Akuterkrankungen, häufig ohne ärztliche Hilfe überstanden hatten, setzten Wochen nach „Genesung“, die ersten Langzeitbeschwerden ein. Wir verloren unsere Haare, litten und leiden unter Muskel- und Nervenschmerzen, Atemlosigkeit, bleierner Müdigkeit, Herzmuskelentzündungen, kognitiven Störungen, Depressionen, Thrombosen, Embolien, Schlaganfällen und durch ein völlig überreagierendes Immunsystem an multiplen Entzündungen der Organe und des gesamten Gefäßsystems.

Unsere Körper entwickelten autoimmune Reaktionen auf das unbekannte Virus, so dass unsere Antikörper stetig stiegen.


In meinem Fall heißt das: Erkrankung in 03/20, anschließend 14 Monate Longcovid, autoimmuner Art, mit multiplen Beschwerden im ganzen Körper. Seit 06/21gelte ich nach einer Dosis Biontech als vollständig geimpft. Diesen Status soll ich nun aber verlieren. Denn, laut meiner Ärzte – sicher stimmen Sie als Wissenschaftler zu – sei es nicht nur sinnlos, sondern nicht zu zu empfehlen, in meine hohen Antikörper hinein zu „boostern“.

Aktuell liegen meine Antikörper bei > 12.500 BAU/ml (jenseits der Messgrenze des Labors). Im Moment geht es mir gesundheitlich gut, es wird aber befürchtet, eine Boosterimpfung könne mein Immunsystem triggern und Longcovid wieder anschieben.

Die Politik zwingt mich nun zu einer schweren und gesundheitlich riskanten Entscheidung:

Entweder eine Impfdosis und ich habe 3/3 Impfungen und keine gesellschaftlichen Einschränkungen, oder ich verliere meinen kompletten Impfstatus, meinen Genesenennachweis und lande gesellschaftlich in einem Topf mit Impfverweigerern, Verschwörungstheoretikern und anderen Querköpfen.


Ich bin nicht allein, so wie mir geht es tausenden, nein hunderttausenden Leidgenossen, wir brauchen dringend eine Anerkennung hoher Antikörper als Contraindikation zur (Booster)impfung! Das Argument, „Man könne gar nicht zu viele Antikörper haben“, können wir, die wir am eigenen Leib erfahren haben, wie sich ein überaktives Immunsystem anfühlt, nicht gelten lassen.

Ebenso sollten wissenschaftliche Erkenntnisse, wie die in Ausgabe 5/2022 des deutschen Ärzteblatt beschriebene, „lang anhaltende und stabile Immunität Genesener“, Berücksichtigung finden! Bislang gilt der Antikörperstatus nur bei Immunsupprimierten oder anderen vulnerablen Gruppen, um ihre Immunantwort auf die Impfung und somit ihren Schutz vor Infektion, bzw. schwerer Erkrankung zu überprüfen und gegebenenfalls mit einer vierten Dosis zu unterstützen.

Aber was ist mit uns Genesenen, deren Immunantwort um ein Vielfaches höher ausfällt als bei 3-fach Geimpften? Es mag sein, dass Omikron keine dauerhafte Immunität bildet, aber bei uns Wildtyp- oder Alphainfizierten sieht es anders aus. Bitte sorgen Sie dafür, dass hier nicht alle Menschen über einen Kamm geschoren werden und leichtfertig mit ihrer Gesundheit gespielt wird!

Wir wünschen uns, dass ein hoher Antikörperwert, der den durchschnittlichen Wert eines 3-fach Geimpften übersteigt, als „Impfdosis“ gewertet, bzw. als ausreichender Schutz für uns und andere anerkannt wird!

Schließlich geht es doch darum, die Pandemie zu bekämpfen und die Gesundheitssysteme nicht zu überlasten, dies erreichen wir bekanntlich nur durch eine hohe Immunitätsrate in der Bevölkerung, hierbei ist es unerheblich, ob diese durch Impfung oder Infektion erworben wurde.

Herr Lauterbach, bitte lassen Sie uns, die wir seit zwei Jahren alle Maßnahmen unterstützen und mittragen, auf die Gefährlichkeit des Virus hinweisen, unsere eigenen Erfahrungen teilten und damit in die Öffentlichkeit gingen und uns häufig Anfeindungen aussetzen mussten, jetzt nicht im Stich!


Mit hoffnungsvollen Grüßen

Nina Marewski




*offener Brief an Prof. Karl Lauterbach vom 06.02.2022



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